SA. 03.05.03 FATES TANZEN MIT GOLDEN BOYup: GOLDEN BOY (Ladomat, Buback) MARCHO (Freude am Tanzen) B.LUE (Gods of House, Dresden) down: Philter Sounds PHILIPP ALICKE (Philter Music) SCHWABI Start: 23:00 | add to Cal "Kintaro, der Held aus Golden Boy ist wie Donald Duck: Sympathisch, hilfsbereit, voller Ideen - und trotzdem ein Verlierer. Aber wenigstens ein lustiger." ("jetzt"-Magazin) Da kommt einer nach langen Klettermax-Touren durch die Naechte eines Morgens aus dem Club an die frische Luft, die Sonne scheint und die Strahlen verfangen sich im Haar: Auftritt Golden Boy! 1234! Bringt uns - zusammen mit Miss Kittin - die Musik fuer den anbrechenden Tag und fuer den Sommer 01. Die Knie sind noch weich und die Sinne betoert von der Nacht, doch die Lust auf Musik zum Fruehstueck ist schon da. Knusprig wie Cornflakes bevor sie indie Milch eintauchen. Auferstanden aus den Ruinen des Nachtlebens schimmern die elektronischen Songs in der Morgensonne. Die Verwandlung von Klettermax zu Golden Boy ist die von der Nacht zum Tag. Was Golden Boy weiß und kennt, ist von Klettermax in unzaehligen und endlosen Naechten live erprobt und erspielt. An Filtern und Reglern geschraubt und gedreht, konzentrierte Arbeit fuer die Reise auf der Tanzflaeche. Ein vertrackter Bastler und poly-rhythmischer Gestalter ist er.Von Zuerich bis Berlin, von Istanbul bis Heidelberg hat er so die schoenen Clubs live bespielt und die Tanzenden auf weite Touren geschickt. Hoch hinaus mit Klettermax, abenteuerliche und weite Reisen. Irgendwann enden diese Naechte unvermeidlich mit dem heimwaerts Taumeln im Morgenlicht. Landung in der Daemmerung. Das muss Golden Boys Neugierde gereizt haben, Musik auch fuer den Tag zu machen, Songs, die uns so leichthin begleiten,vom Dunklen ins Helle helfen und Spass machen, einfach schoen sind, nichts weiter versprechen, nichts weiter verlangen, das Leben ist schon schwer genug, einfach dahin gehen wie der Tag. Fuer diese Aufgabe hat Golden Boy wie ein Goldwaescher geschuerft: Er flirtet mit den Visionen der Zeit, holt sich, was gefaellt, von da und dort, leiht beim Sixties-Chic oder faehrt im Taxi durch die Siebziger. New Wave, Elektro und Samba, her damit. Und dann wieder gedreht und gefiltert, gedrechselt und geschraubt, die Ideen durch die Maschinen geschleust im erprobten Verfahren. Die Verfremdungen sind gar nicht arg, aber deutlich genug: Diesem Sommer ist nicht zu trauen! Die Tage erscheinen irreal und lapidar. So erklingt dann die Musik fuer Huepfspiele ueber den Betonplatten in arg laedierten Banlieus: Ein zaghaft froehliches Himmel und Hoelle der Vorstadtkinder unter der Sonne. Die Musik erzaehlt in der Aesthetik vonSuper8-Filmen, spielt mit Klaengen aus der Kindheit, synthetisch gespuelt. In der Erinnerung erscheinen alle Sounds und Farben wie ueberblendet - wie beim Blinzeln, wenn man aus dem Club ans Licht kommt. Genau diese so vielfach erlebte und schon vertraute Mischung von freundlicher Naivitaet, so schaut's also aus, und befremdlicher Ueberbelichtung, so irreal erscheint das alles. Das Gefuehl vom angenehmen Taumel ist schoen getroffen und war musikalisch schon mal da: Golden Boy erweist Taxi die Referenz. Schweizer Bands haben selten schoener gedichtet als Taxi in den Siebzigern: Ich nime no en Campari SodaWiit unter mir liit s'WulchemeerDae Ventilator summet liisligEs isch als gaebs mich nueme meh In deutscher Uebersetzung (weit weniger elegant): Ich nehme noch einen Campari SodaWeit unter mit liegt das WolkenmeerDer Ventilator summt leiseEs ist als geb' es mich nicht mehr Golden Boy aka Stefan Altenburger kommt aus der Schweiz, und mit der Bergung dieses verlorenen Schatzes hat er seiner Heimat einen wahren Dienst getan: Campari Soda von Taxi, ein kleines Juwel aus dem Zuercher Sumpf der siebziger Jahre, hat den Weg ins neue Jahrtausend gefunden. Campari Soda fuer verlorene Gestalten. Valium fuer geschundene Seelen. Notfalls Morphium fuer hoffnungslose Faelle. Das waren die Drogen der Zeit. Vielleicht hilft heute schon Golden Boy allein. Der elektronische Alleinunterhalter spielt diesmal im Duett. Mit Miss Kittin hat Golden Boy seine Stimme gefunden, sie legt sich ueber die Songs wie ein sanfter Sommerschatten. Ein laszives Schlafwandlergefluester, das uns die Welt im Wandel ertraeglich macht. Ewiges, schoen lapidares, ersehntes Schlaflied: So lulle uns ein. Nur damit es dann wieder los gehe. Hier sind wir: 1234! Text: Patrick Walder | ||
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