SA. 17.02.07 BODY LANGUAGE 3 TOUR + BEATKAPSELup: Body Language 3 Tour: JESSE ROSE (Made to Play, Front Room Recordings, London) KRAUSE DUO (Musik Krause, Jena) down: Beatkapsel: Acid, Techno: HIEROGLYPHIC BEING + DJ (Axis/6277, Mathematics, Muzique, Chicago) AFRICANS WITH MAIN FRAMES (Creme Organization, Mathematics, Chicago) TINY (Idealfun, Dresden) SEVENSOL (Long Vehicle, Kann) Start: 23:00 | add to Cal Jesse Rose braucht schon einen ziemlich großen Hut, wenn man mal übertragen gesprochen, all seine Projekte unter jenen welchen kriegen möchte. Jedenfalls verliert man bei so viel Workaholismus, wie ihn Jesse in die Nacht legt, schnell mal den Überblick und muss erstmal lautstark Rewind schreien. Fangen wir also noch mal von vorn an... England in den 90ern. Jesse Rose zieht mit 14 Jahren von London nach Bristol, wo er seine musikalischen Einflüsse aus Motown Soul und Jazz weiterentwickelt. Und da es sich ja schließlich um die 90er handelte und man sich in England befand, bleibt es nicht weiter verwunderlich, dass diese Einflüsse erst mal in ordentlich elektronisches Geschenkpapier verpackt wurden. Dieses Geschenkpapier aus Chicago House und Detroit Techno wurde dann um selbst organisierte Partys gewickelt und in die Bristoler Nächte hinausgetragen. Nachdem Bristol erobert war, zog es Jesse wieder zurück in seine Heimatstadt London, welche er ganz unbeeindruckt in seine Kleinteile zerlegte, die Nacht zum Tag machte und schließlich so ziemlich jeden guten Klub, samt KissFM und Ministry bespielte. Da der Tag jedoch 24 Stunden hat und Schlaf wahrscheinlich eh nicht so Jesse`s Ding ist, lag es auf der Hand, dass er sich so ganz nebenbei ordentlich ans produzieren machte und 2000 zusammen mit Chris Belsey, das Label Front Room Recordings startete. Um sich aber die kleine Endung "holic" ans Ende eines Wortes schreiben zu dürfen, reichte dass noch nicht ganz. Also standen bald auch noch Loungin`Recordings und Made to Play an seinem Klingelschild. Aber da waren noch weiße Flecken im Terminkalender und so wurde kurzerhand die PR Agentur Cause and Effect eröffnet, verschiedene Resident Verträge von Berlin über Paris zurück nach London unterschrieben und sich in die internationale Jetset Elite eingetragen. Zwischendurch produziert und remixt er sich zwischen seinen eigenen Labels und Größen wie Classic und Dubsided hin und her, auf welchen er, vielleicht um seine Schlaflosigkeit zu vertuschen, unter den Namen Induceve und Izit veröffentlicht. Wir haben ihn durchschaut und pflücken den 27 Jährigen auf seiner Body Language Tour ab, nur um ihn zusammen mit Thüringens Wackeldackel Export Nr.1, dem Krause Duo Nr.2 ins gleiche Boot zu setzen. Musikalisch heißt das dann minimal-verfrikkelt plus extra Schlagsahne Fidget House, welcher wohl Jesse Rose´s Lebens- und Arbeitsstil am besten beschreibt, nämlich auf dem besten Weg einer der meist gebuchten englischen House DJ´s zu werden und dennoch mit genügend Cut-Up Samples um sich auch links und rechts von eventueller Routine auszutoben. http://www.frontroomrecordings.com http://www.classicmusiccompany.com http://www.backtoyourslondon.com Man könnte es professionellen Krausesport nennen, was Metaboman und Carlson Basu aka Krause Duo da hinter ihren Plattenspielern veranstalten. Es sieht fast so aus, als würden sie, wenn sie nur mit genug Durchhaltevermögen parallel zum Beat mitnickten, und sich von ihren Knien immer wieder wippend nach oben drücken lassen, mit dem von ihnen erzeugtem Klangraum eins werden. Und da sich die beiden Jenenser diesen Raum für gewöhnlich mit einer großen extatischen Anhängerschaft der Krause Musikanten teilen, wird man auch gleich an diese wippend vorantreibenden, minimal-gefrickelten Beats gefesselt, nur um im nächsten Augenblick die übernächste Abfahrt parallel zum gewohnt-bekannten zu nehmen. Dabei definiert sich das Duo immer wieder neu und verklickert sich hier mal eben im Technouniversum, nur um dieses sofort wieder in Frage zu stellen und in einen umso interessanteren Bongo-Trommel Gegensatz zu setzen. Und genau hier liegt die Besonderheit, nämlich der Kombination eines erstaunlich breiten musikalischen Rahmens in eine elektronisch betanzbare, verdammt verschwitzte Distille Nacht. http://www.musikkrause.de http://www.freude-am-tanzen.de Text: My.Gucci.Boyfriend Jamal Moss – oder auch der Mann der tausend Gesichter, den niemand kaum sah Chicago steht für die Geburtsstunden von Housemusic in den 80er Jahren. Eine lebendige Musikszene besitzt die 2,8 Millionen Einwohner Stadt. Hier entstanden bereits vor House eigene Spielarten populärer Musik vom Jazz eines Louis Armstrong über Blues von Muddy Waters und Soul des dort geborenen Curtis Mayfield. Und auch nachdem House seine weltweite Cluberoberung abschloß, klebt an mancher Musik-Neuentwicklung wie zum Beispiel dem Postrock der 90er ala Tortoise das Label der drittgrößten Stadt der USA am Ufer des Michigansees. Gute Voraussetzungen scheinen somit für Jamal Moss zu herrschen, sollte er nicht zu den 19 % Armen der Stadt gehören, als er von seinem Onkel Geräte zur elektronischen Klangerzeugung geschenkt bekommt. Jamals Onkel möchte seinen Neffen von der Straße und Ärger fernhalten. Sein Ziel scheint er erreicht zu haben. Fortan vertieft sich der Beschenkte in die Geheimnisse schräger Sounds und lernt darüber, sowie die Organsation eigener Partys 1989 und 1990 Gleichgesinnte kennen. Im Kollektiv und der damit einhergehenden Bündelung von Ressorcen lässt sich manches einfacher umsetzen. Steve Pointdexter und sein Freund Armando nehmen ihn in ihre Kreise der Chicago Bad Boys auf und lassen ihn Promotion machen für ihre Labels Muzique, Warehouse, Chicago Bad Boys Recordings und Chicago Underground. Gleichzeitig hängt man viel kreativ im Studio zusammen ab. 1993 lernt Jamal Moss seinen musikalischen Mentor Adonis kennen. Und auch wenn es weitere lange Jahre bedarf, ständige Partyorganisation und Geräteerforschung erfordern viel Zeit, so erscheint 1996 dann endlich ein Release mit der Nennung seines Namens auf dem holländischen Djax Up, Dank dessen spezieller Verbindung nach Chicago. Bis zum neuen Jahrtausend bleibt es trotzdem wieder ruhig um Moss mit veröffentlichten Produktionen. Erst mit Beginn der 2000er scheint der Damm gebrochen und es erscheinen an den unterschiedlichsten Orten Releases, unter verschiedensten Namen und Kollaborationen. Moss ist Teil der Dirty Criminals mit Traxx und Deecoy und Hell gibt ihnen auf Gigolo eine Plattform. I.B.M. (Insane Black Men), mit Steve Pointdexter zusammen, sind am Start auf Interdimentional Transmission und Jamals eigenem auf 13 Releases limitiertem Label Mathematics. Allein tritt er hier auch als Africans with Main Frames in Erscheinung. Axis Records von Jeff Mills schafft Platz und Ghostly Internationals Dancefraktion Spectral lässt sich Dank Dabryes (aka James T. Cotton) Fürsprache überzeugen. Die Frankfurter Klang Elektronik releasen ihn in 2005 als The Sun God und Hieroglyphic Being. Chicago House ist die Wurzel für Jamals musikalischen Output. Doch der wird garniert mit so unterschiedlichen Einflüssen wie Miles Davis Jazz, New Order Pop, Anne Clark Ergüssen, Laibach Provokationen oder The Clash Punk. Krude Mischung könnte man meinen. Aber im Ergebnis großartig, schafft Moss sein analog erzeugtes Klanguniversum rougher, nicht klinisch gesäuberten Beats, schräg schiebender Bässe und träumerischer Sounds fürs Herze. Nach Jahren im Hintergrund kommt er nun vehement ans Licht und nichts scheint ihn mehr stoppen zu können. Heute könnt ihr den Dreadlock tragenden Dauerläufer erleben in all seinen Facetten als Liveact und mit schwarzem Gold an den Tellern. Nicht in Berlin, Hamburg oder Köln. Er macht Halt in Leipzig, dem einzigen Deutschland-Termin neben Düsseldorf auf seiner Europatour. Be there. http://www.myspace.com/beinghieroglyphic http://www.myspace.com/cremeorganization http://www.mathematicsrecordings.com http://www.axisrecords.com http://www.idealfun.de Text: criticale | ||
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