SA. 24.05.08 POPUP-SPEZIALE: MOON HARBOUR & BLACKREDup: Moon Harbour: LOUIE AUSTEN (L.A. Music, Kitty YO, Kleinrecords, Interactbooking / Vienna) DANIEL STEFANIK (Cocoon, Distillery, Leipzig) MARLOW (Room with a View, Objektivity, Weimar) down: Blackred: BORIS DIVIDER (Drivecom, Terminal City, Satamile, Psi49net, Madrid) HEADNOAKS (Blackred, Antizero) MAGNETIC (Blackred, Clear Memory) Start: 23:00 | add to Cal Louie Austen ruft, wo immer er auftaucht, eine Party ins Leben, die von Charme, Lebensfreude und guter Musik nur so getränkt ist. Der Mann, der gern auch mal als der moderne Frank Sinatra gefeiert wird, ist eine Legende ohne wenn und aber. Zur Pop Up kommt er in die Distillery und aus gegebenem Anlass sprach Mandy Engel für uns mit ihm. Erstmal ganz lieben Dank, dass Du Dir Zeit nimmst, trotz Tourstress. Na klar, gerne Lass uns am Anfang Deiner Karriere starten, an Deinem Berührungspunkt mit der Musik. Das war damals die Perry Como Show. Was genau ist da mit Dir passiert? Ich hab mir gedacht, das will ich auch machen. Seine Musik hat mich einfach umgehauen und hingerissen. Sowohl von den Liedern, von der Komposition, als auch von der Konzeption der Show und der Präsentation der Musik. So was hatten wir damals noch nicht. Der einzige Nachteil, den ich hatte, war, dass ich einfach zu schüchtern war. Ich konnte mir nicht vorstellen, vor Publikum zu singen, deshalb dachte ich mir, ich mache es einfach vom Studio aus (lacht). Und wenn die Leute möchten, dann können sie es einfach hören. Bis ich dann nach dem Studium drauf gekommen bin, ohne Publikum geht’s halt nicht. Das war wirklich ein harter Weg für einen schüchternen Menschen vor Leute zu treten und sich dann das Herz für sie herauszureißen. Aber es ist ok, es hat sich in der Zwischenzeit Gott sei Dank etwas geändert (lacht) Dann sind wir froh, dass Du Dich damals so entschieden hast! (lacht laut) Vielen Dank! Du hattest dann später Engagements in Las Vegas zum Beispiel, in Pittsburgh, in der Bar des Wiener Hiltons und später des Marriotts. Wo stehst Du denn jetzt lieber auf der Bühne? In kleines Clubs und Bars oder lieber auf der ganz großen Bühne? (überlegt kurz) Nun ja, alles über 5 000 Leute fasziniert mich natürlich schon! Das ist eine Energie, die so vulkanartig herüber kommt. Kleine Events sind dann eher Kammerkonzerte, auch sehr schön, vor allem intim. Für meine Energy, die ich so gerne versprühe ist es aber verständlicherweise der absolute Wahnsinn, wenn ein paar tausend Menschen vor mir stehen. Das stellt ja eine Art Kommunikation dar. Zwei großartige Energien treffen da aufeinander, bilden eine Symbiose und das ist einfach ein Vulkanausbruch mal zwei! Wahrscheinlich sind Deine Lebensfreude und Energie auch der Grund dafür, dass viele Menschen Dich als verloren gegangenes Mitglied des Rat Packs bezeichnen oder auch als den modernen Frank Sinatra und noch viel mehr. Wenn Du es Dir aussuchen könntest, wie würdest Du Dich den selbst bezeichnen? Der Leguan im Streichelzoo! (Wir müssen lachen) Warum denn das? Na, die Damen und Herren im heutigen Business sind jung und schön. Beides trifft ja für mich nicht zu. Mir gefällt die Idee hinter dem Leguan, der vielleicht erst beim zweiten Blick punktet. Man sagt zwar, der ist hässlich, aber interessant und deshalb erinnert man sich an ihn. Das ist ein Konzept, das mir ganz gut gefällt. Dass die Menschen also sagen, schön ist er nicht, aber interessant! Das wäre ideal. Man darf auch nicht vergessen, der Altersunterschied ist so riesengroß, da muss man ja froh sein, wenn man überhaupt noch einen jungen Menschen erreichen kann. Das ist ein Geschenk und so muss man es auch sehen und dankbar sein. Hast Du Dich denn aus diesem Grund dafür entschieden, in die Richtung Electro-Crooner zu gehen? Nö. Das war kein Plan, das hat sich ergeben. Ich hab ja nie gedacht, dass überhaupt die Chance besteht, ab einem gewissen Alter, ich hatte die Neukarriere ja erst mit 53 begonnen, überhaupt noch mal junge Menschen so zu erreichen. Unfassbar war das für mich. Es war einfach meine jahrelange Experimentierfreudigkeit, die mich am Ball gehalten hat. Nachdem ich ja die letzten 40 Jahre total erfolglos experimentiert habe ist das 1464. Mal zum Glück was geworden. Es war reiner Zufall. Gott sei Dank eine Sensation, die ich aber nie geplant habe. Meist sind die Zufälle die ergiebigsten. Ja, vor allen Dingen war es ja so, dass ich zu keiner Zeit wusste, dass dieses erste Album zwar kein finanzieller Erfolg wurde - das war mir auch egal, aber ein ideeller: Das Album wurde von der Presse wirklich wahnsinnig gelobt. Ich war total fertig, dass es mit einer Ecke passiert ist, aus der ich das nie erwartet habe. Ein Grenzgänger war ich ja immer, aber ein erfolgloser, der überlebt hat, immer geforscht, getan, probiert und gesucht hat. Es war aber das erste Mal, dass mein Forschen und mein Grenzgang mir Auftritte verschafft hat. Das war die Sensation. Du hast jetzt auch schon mehrere Sachen produziert, zum Beispiel Dein Album „Iguana“. Wie müssen wir uns denn die Arbeit an einem Album oder eine Track bei Dir vorstellen? Produzenten wie Phonique oder Künstler wie Peaches haben schon mit Dir zusammengearbeitet. Wer hat denn da Einfluss auf die Musik oder den Text? Alle. Du musst Dir das so vorstellen: Ich bekomme pro Woche so 10 bis 15 Tracks von meinen weltweiten Freunden und DJs. Ich bitte jeden, den ich kennen lerne „Schickt mir bitte Eure Sachen.“ Ich weiß nicht warum, aber ich versuche jeden Tag, das Business ein wenig neu zu erfinden. Denn ab dem Tag, an dem man weiß, wie es ist, ist man tot oder ein Idiot. Für mich ist die Frage, die man sich jeden Tag stellt „Was können wir tun, wie geht es weiter?“ Das hält mich am Leben. Wo kann man neue Trends und Ideen von Menschen mit meinen koppeln und zu einem neuen, interessanten Ding verwursten?Das beste Beispiel ist jetzt die Kollaboration mit dem Ex-Keyboarder von Blumfeld – Vredeber Albrecht. Ich bin darüber so begeistert. Ich stehe schon seit Jahren auf diese Gruppe. Ich war auch total entsetzt, als die sich damals aufgelöst haben. Und jetzt hab ich die Chance mit diesem tollen Musiker, der auch ein großartiger Songwriter ist, zusammenzuarbeiten. Solche Dinge faszinieren mich halt. Erzähl doch mal kurz, was können wir uns denn unter der Zusammenarbeit mit Vredeber vorstellen? Großartige, nachdenkliche Songs, von ihm großartig produziert. Louie Austen versucht, das eben mit seinen Gefühlen zu interpretieren. Musikalisch ist das wahnsinnig interessant, sehr nachdenklich stimmend. Blumfeld hatten ja immer schon immer schöne Texte, waren immer sehr textlastig. Sie haben das immer auf Deutsch gemacht, Vredeber hat für mich welche auf Englisch geschrieben, die mich sehr begeistert haben. Die Tatsache, dass er an mich heran getreten ist, hat mich wirklich gefreut, ich fühlte mich sehr geehrt.Ich möchte gern mit jedem arbeiten, der glaubt, für mich oder mit mir eine Möglichkeit zu sehen, etwas entstehen zu lassen. Es gibt Gott sei Dank auf der Welt hunderte, mit denen ich vorhabe, mich anzufreunden, zusammen zu arbeiten. Das begeistert mich. Diese Symbiosen sind wichtig. Ich bin ja keine Insel, vielleicht zwar ein ein einzelner Wolf, aber diese Zusammenarbeit mit anderen, die interessiert mich sehr. Dann wirst Du ja genau zur richtigen Zeit hier in der Distillery auftreten, nämlich zur Musikmesse PopUp. Oh ja, auf die freu ich mich schon! Was versprichst Du Dir von der Messe? Neue Freunde zu gewinnen. Sowieso auch neue Kollaborationen, das ist ja schon Tagesgeschäft. Es ist toll, dass es sich in die Richtung entwickelt hat, dass mir sehr viel Menschen weltweit neue Tracks schicken und sagen „Louie, da hab ich an Dich gedacht, hör Dir das an, kannst Du Dir da was vorstellen?“. Das ist natürlich super. Genau das ist der Weg, den ich liebe. Einige Auftritte absolvierst Du mit Band, andere alleine. Wie wirst Du im Mai in der Distillery auftreten? Alleine und mit Samples und Beats dann. Also, genau weiß ich das noch nicht. Lasst Euch überraschen! Das werden wir tun! Na, das ist doch gut (lacht). Das war’s schon wieder mit dem Interview. Vielen Dank für Deine Zeit, für das nette Interview. Ich danke Dir und freue mich auf alle in Leipzig. Eigentlich sollte ich mit Senior Coconut ein Konzert in Wien spielen, aber ich bin viel lieber bei Euch in Leipzig. Weil ich mir viele wahnsinnig tolle, neue und interessante Möglichkeiten erwarte! http://www.louie-austen.com Interview: Mandy Engel Boris Divider – dArk RoboT Forc3s Distillery, vor knapp 1,5 Jahren unserer Zeitrechnung: Auf dem Weg zum Untergeschoss drang schon auf halber Strecke ein etwas unheimlicher Sound die Stufen hoch. Na gut. Treppe runter, einmal rechts, durch die Nebelbank hindurch - an den anderen Lebewesen vorbeischwimmen und hier taten sich auf einmal anorganische Umrisse auf. Wenn man sich dem Unbekannten weiter näherte, wurden zahlreiche Geräte erkennbar. Die waren anscheinend für die Akustik im Raum verantwortlich: Eine vollkommene Verschmelzung von atmosphärischen Melodien auf der einen Seite, die in unserem Inneren nicht genau definierbare Stimmungen hervorriefen. Irgendwo zwischen düster-beängstigend und etwas melancholisch, aber mit dem Reiz des Unbekannten. Und auf der anderen Seite Klänge, die uns sehr wohl bekannt waren. ++BASS++ und anderer Kleinkram drumherum, verstrickt zu bekanntem Electro-Rhythmus, der uns schon oft hat bouncen lassen. Diese Mischung versetzte zunächst jeden in Bewegung: Springen, Gleiten, Fliegen oder auch nur Wanken. Wem es gelang, sich von diesen auditiven Fesseln zu lösen und den Geräten noch näher zu kommen, konnte hinter ihnen noch etwas anderes entdecken: einen Menschen, genannt Boris Divider. Aber war es wirklich ein Mensch, der diesen Berg von Technik betreute, ihm Leben einhauchte und uns an dieser Lebensform teilnehmen ließ? - Keine Ahnung, woher soll ich das wissen?! Ist aber auch egal, wir freuen uns, den/das Boris Divider wieder empfangen zu dürfen. Die ihn schon gesehen haben, wissen, wovon ich rede. Und alle anderen werden es heute kennen lernen. http://www.satamile.com http://www.drivecom-recs.comhttp://www.psi49net.de http://www.terminalcity.nethttp://www.terminalcity.net- Text: rekorder | ||
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